Marktberichte

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 13.06.2025

Zentralbanken im Blickfeld

Die beiden Amtszeiten von US-Präsident Trump haben eins gemeinsam: Er kritisiert gern den Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), wenn er meint, dass die Zinsen zu hoch seien oder dass die Fed mit geldpolitischen Entscheidungen in Verzug sei. Trump hat geäußert, er solle selbst an geldpolitischen Entscheidungen beteiligt sein, und er bemüht sich darum, die Autorität der US-Notenbank zu untergraben. Vor seinem Amtsantritt hat US-Finanzminister Bessent gesagt, die US-Regierung könne den effektiven Einfluss des amtierenden Fed-Vorsitzenden beträchtlich beschneiden, indem sie vorab ankündige, wer sein Nachfolger werden solle.

In der kommenden Woche werden die geldpolitischen Entscheidungsgremien der Bank of England, der Bank of Japan und der Fed tagen. Wir werden sie unter ganz anderen Gesichtspunkten als die US-Regierung in den Blick nehmen: Diese Sitzungen bieten eine gute Gelegenheit, um den geldpolitischen Kurs der Zentralbanken einerseits auf seine direkten Implikationen hin abzuklopfen und andererseits daraufhin, was er über den Zustand der jeweiligen Realwirtschaft und den Inflationspfad aussagt.

Alle drei Zentralbanken sind bisher nicht so aktiv gewesen wie die Europäische Zentralbank (EZB), die ihren Leitzins bei jeder Sitzung seit dem vergangenen September jeweils um 25 Basispunkte (Bp.) gesenkt hat. Bei ihrer bisher letzten Sitzung signalisierte die EZB, mit dem jüngsten Schritt auf 2,0% könne der Zinssenkungszyklus eventuell zu Ende sein, denn sie sei jetzt in einer guten Position, um die weitere Entwicklung des Handelskonflikts mit den USA zu beobachten und nur dann erneut zu handeln, wenn es erforderlich sei. Da die EZB ihre eigenen Wachstums- und Inflationsprognosen zurückgenommen hat, könnten weitere Schritte durchaus notwendig werden. Gleichzeitig dürften die Zinssenkungen künftig langsamer erfolgen.

Seit Dezember hat die Fed ihren Leitzins unverändert gelassen, nachdem sie die Fed Funds Target Rate in den letzten vier Monaten des Jahres 2024 rasch von 5,25% auf 4,25% gesenkt hatte. Die Fed zögert mit weiteren Zinsschritten, solange noch nicht klar ist, wie inflationstreibend die Zollerhöhungen der US-Regierung wirken. Da der Beschäftigungsaufbau anhält und die Zollpolitik noch nicht ihre endgültige Gestalt erreicht hat, dürfte das Zinsniveau auch in der kommenden Woche unverändert bleiben. Im weiteren Jahresverlauf werden die Zinsen wohl reduziert werden. Aber solange sich die Arbeitsmarktsituation nicht deutlich eintrübt, dürfte die Tatsache, dass sich die Inflation nicht dem Zielwert der Fed annähert, gegen baldige Zinssenkungen sprechen – ganz gleich, ob der US-Präsident darüber schimpft.

Der geldpolitische Kurs der Bank of England (BoE) liegt irgendwo zwischen demjenigen der Fed und demjenigen der EZB. Die Zinsen wurden um jeweils 25 Bp. pro Quartal gesenkt, aber Sorgen wegen des anhaltenden Inflationsdrucks in der Wirtschaft (wozu nicht zuletzt Anhebungen der administrierten Preise und Erhöhungen der Steuern auf die Beschäftigung beitrugen) hielten die BoE von rascheren Lockerungen ab, wobei die Geldpolitiker allerdings uneins sind. Wahrscheinlich rückt eine entschiedenere Zinssenkungspolitik näher, da es Anzeichen für einen Beschäftigungsrückgang, weniger freie Stellen und ein langsameres Lohnwachstum gibt. Ein Zinsschritt im Juni würde die Marktteilnehmer allerdings ziemlich überraschen.

Die letzte der vier großen Zentralbanken, die Bank of Japan (BoJ), nimmt weiterhin eine Sonderstellung ein: Einige andere Zentralbanken haben angesichts der hartnäckigen Inflation gezögert, die Zinsen zu senken und eine akkommodierendere Haltung einzunehmen. Die BoJ dagegen wollte in den vergangenen Monaten die Zinsen von einem äußerst akkommodierenden Niveau aus nicht anheben, obwohl die Inflationsrate über dem Zielwert lag. Die Zentralbank sieht es nach wie vor als ihre Aufgabe an, sicherzustellen, dass die binnenwirtschaftlichen Inflationserwartungen über Null steigen, und betrachtet Wachstumsrisiken als potenzielle Störfaktoren für dieses Ziel. Auf absehbare Zeit dürfte die BoJ weiter stillhalten.

Die Woche voraus

Auch wenn keine der großen Zentralbanken ihren Leitzins in der kommenden Woche ändern dürfte, werden ihre Sitzungen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.

In den USA geben die Einzelhandelsumsätze und die Zahlen zur Industrieproduktion einen Hinweis darauf, wie die Wirtschaft mit dem durch die höheren Zölle ausgelösten Schock für die Erwartungen umgeht. Beide Datenreihen dürften ein moderates Wachstum ausweisen. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung ist zuletzt gestiegen und ist damit ein Frühindikator für mögliche Spannungen am Arbeitsmarkt. Und zuletzt wird die Umfrage der Philadelphia Fed Aufschluss über das Unternehmensklima geben.

Im Euroraum stehen keine größeren Datenveröffentlichungen an. Die Verbrauchervertrauensindizes und die ZEWUmfrage zeichnen jedoch ein Bild von der Stimmung.

In Großbritannien wird der Verbraucherpreisindex (VPI) für Mai aus Sicht der BoE ein wichtiger Indikator für die Inflationsdynamik sein. Das britische statistische Amt hat bereits darauf hingewiesen, dass bei der Konstruktion des VPI für April ein Fehler unterlaufen ist. Dieser Fehler wird zwar nicht korrigiert, aber die Inflation dürfte dadurch im Mai tendenziell niedriger ausfallen.

In Japan dürfte die Inflation weiterhin deutlich über dem Zielwert der BoJ liegen.

Zuletzt dürften die chinesischen Daten zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen sorgfältig daraufhin geprüft werden, welche Implikationen sie für mögliche staatliche Konjunkturpakete haben.

Behalten wir gemeinsam die Zentralbanken, die Wirtschaftsdaten und die Marktentwicklungen genau im Blick!

Sean Shepley
Senior Economist

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