Marktberichte

Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 15.12.2023

Alles, was ich zu Weihnachten will, sind Zinssenkungen

Infolge der Corona-Pandemie sahen sich die Hüter der Geldpolitik mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert, nämlich einer wieder anziehenden Verbrauchernachfrage, die aufgrund von Lieferengpässen weltweit die Preise in die Höhe trieb. Ob in Europa, Japan oder den USA wurden die Zentralbanker kalt überrascht und zu einer schlagartigen Kehrtwende gezwungen. Hatten sie bis dahin die Wirtschaft mit billigem Geld versorgt, mussten sie sich fortan der Bekämpfung einer aufkeimenden Inflation widmen.

Die geldpolitische Schocktherapie hat Wirkung gezeigt, denn der Preisauftrieb in den meisten Industrieländern hat spürbar nachgelassen. Doch die Inflation liegt weiterhin über 2 Prozent - jener Marke, die Notenbanker typischerweise als Referenzwert für die Preisstabilität heranziehen.

Ist es also denkbar, dass die Notenbanken im Jahr 2024 ihre Bemühungen für vollbracht erklären? Es gibt zumindest aus USamerikanischer Sicht zwei entscheidende Faktoren, die für eine anhaltende Disinflation sprechen.

Zum einen findet eine Neuausrichtung des Arbeitsmarktes statt. Aktuelle Daten weisen auf einen deutlichen Rückgang des bis zuletzt herrschenden Nachfrageübergangs nach Arbeitskräften in den USA hin. Die Kündigungswelle nimmt beispielsweise stetig ab, das heißt, immer weniger Beschäftigte sind bereit, ihren Arbeitgeber freiwillig zu verlassen. Analog dazu nimmt auch das Verhältnis von Arbeitslosen zu offenen Stellen (eine der vom Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, bevorzugten Kennziffern) von 2,0 im Jahr 2022 auf heute 1,3 ab. Und während die Möglichkeiten für Arbeitssuchende knapper werden, lässt der Lohnanstieg in den USA nach. Mit den verzögerten Auswirkungen der Leitzinserhöhungen durch die Fed ist es absehbar, dass sich diese Entwicklung bis ins nächste Jahr hinein fortsetzt.

Beim zweiten Faktor handelt es sich um eine disinflationäre Tendenz im Wohnungssektor. Letzterer macht mit 34% des Gesamt- und 42% des Kernindexes den Löwenanteil am amerikanischen VPI (Verbraucherpreisindex) aus. Entscheidend dabei ist, dass der Inflationsanteil, der über der von der Fed angestrebten 2%-Marke liegt, mittlerweile vollständig auf den Häusermarkt zurückzuführen ist. Ließe man diese Komponente außen vor, so ergäbe sich ein Anstieg des Gesamt-VPI („Verbraucherpreisindex“ im Jahresvergleich von 1,4% und des Kern-VPI von nur 2,1%. Wäre also der Einfluss des Wohnungsmarktes nicht so groß, hätte sich die Fed ihr Inflationsziel sogar bereits erreicht.

Somit stellt sich die Frage: Wohin steuert der Häusermarkt? Um diese zu beantworten, lohnt sich zunächst ein Rückblick auf die Corona-Jahre. Damals hat sich innerhalb von zwei Jahren der Durchschnittspreis für Wohnimmobilien in den USA um rund 40% verteuert. Diese Steigerung war sogar noch ausgeprägter als vor dem Platzen der Subprime-Blase. Auf Jahressicht erreichten die Preiszuwächse im April 2022 mit +21% ihren Höhepunkt, ehe sie dieses Jahr angefangen haben zu schrumpfen. Doch der während der Pandemie verzeichnete Boom bei den Hauspreisen schlägt sich aufgrund der Art und Weise, wie diese in den Verbraucherpreisindex einfließen, mit einer etwa einjährigen Zeitverzögerung in den Inflationszahlen nieder. Folglich dürfte die rasante Abschwächung der US-Hauspreise in den Jahren 2022/2023 in eine rückläufige VPI-Inflation im Jahr 2024 münden.

Fazit: Die sowohl bei den Löhnen als auch im Wohnungswesen zu beobachtende Abkühlung dürfte weiter voranschreiten. Falls die US-Notenbank nichts unternimmt, würden steigende Realzinsen zu einer sich von allein ergebenden Straffung der Geldpolitik führen. Geldpolitiker dürften angesichts der offenbar abklingenden Corona-Folgen zu dem Schluss kommen, dass weitere Zinserhöhungen nicht hilfreich wären. Sollte also die Inflation weiter zurückgehen, könnte die Fed Zinssenkungen im Jahr 2024 vornehmen.

Die Woche voraus

Es mag kaum zu glauben sein, doch das Jahr 2023 neigt sich allmählich dem Ende zu. Mit Blick auf 2024 stehen allerdings noch einige wichtige Daten auf dem Programm. Es könnte aufgrund geringer Handelsaktivität zu einer vorübergehend erhöhten Volatilität kommen, denn manche Anleger befinden sich bereits im Urlaub.

Am Montag geht das Geschehen mit Deutschland los, wo sich die Investoren ihr Hauptaugenmerk auf den Ifo Geschäftsklimaindex und die Geschäftserwartungen richten werden. In letzter Zeit sind parallel zum weiteren Abflauen der deutschen Inflationsrate vor allem die Geschäftserwartungen gestiegen.

Tokio steht dann am Dienstag im Mittelpunkt des Interesses, wo die Bank of Japan (BoJ) ihre aktuelle geldpolitische Entscheidung verkünden wird. Zwar wird nicht mit einer Anhebung der Zinsen in diesem Monat gerechnet. Dennoch erwarten laut Reuters mehr als 80% der Ökonomen, dass die BoJ ihre Politik der negativen Zinsen bis Mitte 2024 beenden wird. Am Donnerstag werden die japanischen Inflationszahlen für November veröffentlicht.

Die gesamte Woche hindurch werden sich US-Anleger mit Indikatoren aus dem Immobiliensektor befassen: am Montag mit dem Vertrauen der US-Hausbauer, am Dienstag mit der Anzahl neuer Baugenehmigungen, am Mittwoch mit den Verkäufen bestehender Eigenheime und schließlich am Freitag mit den Verkäufen neuer Häuser. Ebenfalls am Freitag wird das US Department of Commerce Daten zum persönlichen Einkommen, den Konsumausgaben, den Ersparnissen und der Inflation im November bekannt geben. Erste Schätzungen deuten auf eine Kern-PCE-Inflation (Verbraucherpreisinflation nach Maß der „Personal Consumption Expenditures“ – persönliche Konsumausgaben) von rund 0,16% im Monatsvergleich hin. Dies würde auf das Jahr gerechnet dem 2%-Ziel der Fed nahe kommen.

Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Fest und alles Gute für 2024,

Greg Meier
Director, Senior Economist, Global Economics and Strategy


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