Kabinett
Ursprünglich war das Kabinett ein kleiner, abgeschlossener privater Raum in Schlössern, in denen sich der König mit seinen Beratern ausgetauscht hat. In diesen Hinterzimmern wurde Politik gemacht, weshalb sich der Begriff wohl bis heute für die Zusammensetzung einer Regierung eines Landes gehalten hat. Auch wenn mir der Kabinettbegriff beim Wein der angenehmere ist, so kann auch die Zusammensetzung eines Kabinetts Leichtgewichte oder Schwergewichte enthalten. Erstere kommen meist aufgrund von Proporz oder qua Parteibuch in Amt und Würden, Letztere sind meist die spannendere Besetzung. So wie die neue geplante Wirtschaftsministerin Katharina Reiche, die als CEO nicht nur etwas von Wirtschaft versteht, sondern als CEO eines Energiekonzerns auch etwas von Energieversorgung. Und, auch wenn sie einen Teil ihrer Energie der Beziehung zu Karl-Theodor zu Guttenberg widmet, ist sie auch ohne diese politische Liaison eine erfahrene Parlamentarierin und Staatssekretärin gewesen. Oder Karsten Wildberger, der voraussichtlich neue Digitalminister. Politikneuling, aber als Chef von MediaMarkt – Saturn ein Technikfreak mit Digitalisierungsleidenschaft. Minister mit Fachkompetenz und Wirtschaftserfahrung im Kabinett Merz. Hut ab. Und der Koalitionspartner:
Koalition
Der hat abgestimmt und die Koalition für gut befunden. 84 % der abgegebenen SPD-Mitgliederstimmen (54 %) haben sich für die Regierung mit der CDU entschieden. Die Kabinettsmitglieder werden aber erst am kommenden Montag benannt und ich befürchte, dass wir dort mehr Partei als Professionalität und mehr Proporz als Profil erleben werden. Hoffentlich gehen dann nicht die Lichter aus, so wie in Spanien und Portugal diese Woche. Was war denn das? Plötzlich fröhliche Menschen, die in Cafés nicht mehr auf ihre Smartphones schauen, sondern miteinander in Kontakt kommen und in eine kollektive Strom-Detox-Trance fallen. Ein Happening mit Folgen, wie ich fürchte. Darüber berichte ich Ihnen aber erst in neun Monaten. So viel Zeit muss sein. Dies gilt übrigens auch für die neue Koalition, die nächste Woche hoffentlich im Bundestag startet und der man erst einmal 100 Tage einräumen sollte, bevor man vorurteilt. So wie bei Donald Trump, der diese Woche seine ersten 100 Tage Amtszeit als die besten ever eines US-Präsidenten bezeichnete. Wie konnte es auch anders sein. Seine Börse attestiert ihm bis dato das Gegenteil, aber das soll nichts heißen, denn seine Koalition der Krisengewinnler wird es am Ende richten. Habt Geduld, seine Botschaft.
Konklave
Das trifft kommende Woche auch auf alle zu, die auf Ergebnisse warten. Bei der Wahl des deutschen Kanzlers oder der des religiösen Oberhauptes der Katholischen Kirche. Im Lateinischen Con Clavis, „mit Schlüssel“, steckt die geheime Wahl hinter verschlossenen Türen. Während bei der Papstwahl das Ergebnis erst verkündet wird, wenn der Rauch sich verzogen hat, ist die Wahl von Friedrich Merz im Prinzip schon abgeraucht. Aber Vorsicht, nicht jeder Rauch kündet vom Feuer der Wahrheit. So ist bei VW diese Woche auch ein Großteil des Gewinnes verraucht oder das Wachstum der US-Wirtschaft hat sich im ersten Quartal in Rauch aufgelöst. Minus 0,3 %, das kommt überraschend, liegt aber wohl an vorgezogenen Zollimporten und der Goldflucht. Die Börsengewinne der letzten Tage fanden dies nicht so gut und sind erst einmal verraucht. Die Rauchsignale aus Deutschland dagegen verkünden frohe Kunde: Die Inflation ist auf 2,1 % gesunken und nahe der 2 %-Grenze, die Notenbanken so gerne einhalten wollen. Egal ob Komitee, Kongress, Kohorte oder Kammer, es findet sich mit Sicherheit ein gutes Plätzchen, von dem aus ich auch nächste Woche die Ereignisse kommentieren kann. Bis dahin.
Ihr Volker Schilling