Better quick and dirty…
…than beautiful and never! So die kurze Zusammenfassung des aktuellen Zollstreites der USA mit China. Donald Trump möchte das Zöllibat mit Xi Xinping möglichst schnell beenden, um wieder im gemeinsamen Bett des Handelns zu landen. Ein Telefonflirt diese Woche sollte die Annäherung beschleunigen. Doch Xi ziert sich, was ihn in Trumps Sicht zu einem harten Verhandler macht. Kühl und kalkuliert trifft auf knallhart und kontrovers. Doch die Aussicht auf Seltene Erden führt bei Trump zu einer seltenen Erdung. Schulterklopfen für den wirtschaftlichen Kontrahenten auf der einen Seite und Zollpeitsche auf der anderen. Deal or no deal ist die Frage, die sich die Börsianer momentan stellen. Kommt es zu einer Einigung, ist der Weg für den US-Aktienmarkt zu den alten und damit neuen Hochs wieder frei. Aber auch für neue Hochs gilt: Better quick and dirty, denn die laufende Erholung steht auf wackeligen konjunkturellen Beinen. Passiert nichts oder verschärft sich der Streit, dann ist beautiful und never ein nostalgischer Blick auf vergangene Hochs mit kräftigem Korrekturpotential. Der Juni wäre börsenstatistisch dafür durchaus geeignet. Derweil hoffen die meisten Anleger noch auf einen starken und ruhigen Anstieg. Apropos stark und ruhig:
Better strong and silent…
…than loud and proud! Das denkt sich auch US-Notenbankchef Jerome Powell beim Blick auf die US-Wirtschaft und die Inflationsentwicklung. Powell ist der coole Typ, kein Drama, keine Talkshows, sondern Daten, Fakten, Zahlen. Dagegen der Lautsprecher aus dem Weißen Haus, der Powell diese Woche wieder wüst beschimpft und ihn für unpatriotisch hält, weil er nicht schleunigst die Zinsen senkt. Tatsächlich lobt er dabei, wahrscheinlich eher unabsichtlich, die Europäer, die mit ihrer achten Zinssenkung in Folge diese Woche das Zinsniveau um einen weiteren Viertelpunkt auf jetzt 2 % gesenkt haben. Die europäische Notenbank leitet damit wahrscheinlich erst einmal eine Zinssenkungspause ein, während Powell seine Munition noch trocken hält. Die Börse reagiert auf Trumps Lautstärke mit hoher Volatilität, während sie Powells Flüsterton als Vertrauensgarant für Stabilität quittiert. Stabilisieren statt spekulieren auf seinem Programm. On the long run könnte dies den US-Börsen tatsächlich mehr helfen als die wilde Achterbahnfahrt der letzten Wochen. Short term allerdings richtete sich der Blick auf diesen Staatsbesuch:
Better short and sweet…
…than sour and sharp! So lautete die Devise für Bundeskanzler Friedrich Merz bei seinem Besuch im Weißen Haus. Einfache schmeichelnde Sätze dem Präsidenten entgegnen und säuerlich scharfe Konfrontation vermeiden. Man kann Kritik auch in liebevollem Kontext einbinden, dachte sich Friedrich Merz, um als Kanzler nicht abgekanzelt zu werden. Vielleicht hat sich Merz auch nur an einem großen amerikanischen Vorbild orientiert, denn schon John Wayne sagte: „Talk low, talk slow and don´t say too much.“ Das hat er exzellent hinbekommen und trotzdem seine Standpunkte deutlich benennen können. In diesem Sinne beginnt er die Fundamentarbeiten einer neuen transatlantischen Freundschaft. Immerhin ist damit die Valiumbeziehung zwischen Trump und Scholz beendet und es beginnt ein neues Kapitel. Die US-Arbeitsmarktdaten diese Woche haben gezeigt, dass auch die USA auf gute globale Wirtschaftsbeziehungen Wert legen sollten, um der eigenen Wirtschaft nicht gänzlich das Wasser abzugraben. An der Börse mag man’s lieber planbar. Kurze, klare Deals – short and sweet – schlagen langwierige Verhandlungen, deren Beigeschmack sour and sharp ist. Die Börse braucht facts, no fiction, damit wieder Zeiten anbrechen, die boring and booming sind.
Ihr Volker Schilling