Marktberichte

HAC Pfadfinderbrief vom 25.04.2025

Alles so schlimm? Zwischen Panik, Gier und einer neuen Weltordnung navigieren

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Die USA haben ohne volkswirtschaftliche Not eine ernsthafte Krisensituation provoziert. Teile der politischen Elite wirken, als befänden sie sich in einer virtuellen Realität, in der sie gegen imaginäre Feinde kämpfen. Doch wenn jemand mit einer VR-Brille auf dem Kopf durch die Innenstadt rennt und wild um sich schlägt, werden die Passanten nicht plötzlich in denselben Kampf einsteigen. Viel wahrscheinlicher ist, dass sie kopfschüttelnd Abstand halten. Der potenzielle politische und wirtschaftliche Schaden einer solchen Realitätsflucht ist erheblich. Trump brigt aufgrund seiner Unberechenbarkeit und fehlenden volkswirtschaftlichen Strategie ein besonderes Gefahrenpotenzial. Das quotierten die Börsen mit teils extremer Kapitalfucht aus den USA. Doch das Geschehen in diesem Jahr geht weit über die Zoll-Thematik hinaus.

Neue Weltordnung - differenzierter betrachtet

Das große Ganze hinter diesem Kräftemessen ist eine sich verändernde Weltordnung. Wie Ray Dalio in seinem Buch “Principles for Dealing with the Changing World Order” schon vor 4 Jahren beschrieb, befinden wir uns in einer Phase des Wandels: Die einst dominante Weltmacht USA befindet sich im Abstieg, geplagt von inneren Konflikten, wachsender Ungleichheit und enormen Schuldenlasten. Historiker wie Adam Ferguson warnten bereits vor 300 Jahren, dass Nationen, die mehr für ihren Schuldendienst als für ihre Verteidigung ausgeben, historisch gesehen scheitern. Soweit das weit verbreitete Narrativ der im Untergang begriffenen USA, das medial sehr gerne resoniert wird, weil es eine so plastische Story ist, die sich historisch gut belegen lässt. China hingegen steigt in dieser Erzählung gerne als aufstrebende Weltmacht auf. Mit technologischer Führerschaft in Bereichen wie erneuerbare Energien und Automobilindustrie sowie militärischer Stärke stellt China die Dominanz der USA infrage. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich erhebliche Schwächen im chinesischen Wachstumsmodell: Die Volksrepublik kämpft mit Deflation, einer massiven Immobilienkrise und inneren sozialen Spannungen. Die autokratische Regierung steht unter erheblichem Druck, nachdem der Wohlstand vieler Bürger zuletzt merklich gelitten hat. Die chinesischen Aktienmärkte bewegen sich seit rund einem Jahrzehnt seitwärts und enttäuschten die Anleger. Von einer klaren Ablösung der USA durch China kann daher keine Rede sein – das Narrativ von Chinas Aufstieg enthält deutliche Brüche, die Investoren nicht übersehen dürfen.

Entdollarisierung? Never bet against America

Auch das zweite häufig genannte Narrativ – der drohende Verfall des US-Dollar als globale Leitwährung – klingt zwar überzeugend, doch sollte man um den Dollar noch nicht fürchten. Historisch betrachtet, markiert das Ende einer Leitwährung oft den Beginn eines Imperialen Abstiegs, wie einst bei Großbritannien oder den Niederlanden. Aktuell jedoch spricht die Realität eine andere Sprache: Seit der globalen Finanzkrise 2008/2009 befindet sich der Dollar sogar in einem langfristigen Aufwärtstrend, denn die US-Wirtschaft hatte sich robuster von Lehman & Co erholt, als es die meisten erwartet hätten. Der Satz „Never bet against America“ hat daher nach wie vor Berechtigung. Der Wendehals von Donald Trump sollte nicht unterschätzt werden. Wenn jemand es ohne Sorgen, sein Gesicht zu verlieren, schafft, seine Meinungen täglich um 180 Grad zu wenden, dann ist es der aktuelle POTUS. Ein weiterer Hoffnungsschimmer liegt darin, dass Trump mit der Einsetzung von Finanzminister Scott Bessent einen Mann mit Hedgefonds-Vergangenheit ins Zentrum wirtschaftlicher Verantwortung rückt. Investoren werten dies als positives Zeichen, dass bald wieder rationalere handelspolitische Entscheidungen getroffen werden könnten. Sollten baldige Handelsabkommen folgen, könnte das die aktuelle Erholung an den Märkten zusätzlich stützen. Die Märkte signalisieren derzeit keine Panik, sondern Erholung: Der S&P 500 hat vom Tiefpunkt bereits über 7 % zugelegt, der Volatilitätsindex VIX ist wieder unter 28 gefallen, und der Risikoaufschlag für Hochzinsanleihen ist signifikant zurückgegangen. Solche Daten stützen das Narrativ, dass die USA trotz aller politischen Grotesken ökonomisch deutlich widerstandsfähiger sind, als viele derzeit annehmen. Auch der private Konsum bleibt robust - ein zentraler Stabilitätsanker der US-Wirtschaft, der oft übersehen wird, wenn Schlagzeilen den Ton angeben. Die USKonsumenten konsumieren weiter, was eine unterschätzte Stärke des amerikanischen Wirtschaftsmodells ist. Dennoch sind bleibende Schäden der bisherigen Politik nicht auszuschließen, mit Chancen für andere Akteure, wie Europa. 

Europa zwischen Herausforderung und Chance

In diesem zunehmenden Protektionismus könnten sich nicht nur für China, sondern auch für europäische Unternehmen Gelegenheiten ergeben, wenn sie die entstehenden Lücken in globalen Lieferketten nutzen. Allerdings bleibt Europa mit einer zersplitterten Binnenmarktstruktur und mangelnder politischer Geschlossenheit konfrontiert, was den Zugang zu diesen Chancen erschweren könnte. Gleichzeitig ist die Gefahr scheiternder hoch verschuldeter Staaten mit inneren und äußeren Konflikten kein Szenario, das nur die USA betrifft. Die Europäische Union könnte jedoch an Einfluss gewinnen, sofern sie ihre Kräfte bündelt und eine eigene strategische Position findet. Vergegenwärtigen wir uns abschließend gemeinsam die fünf langfristigen Triebfedern der Märkte, um einen klaren Kopf zu bewahren: 1. Geld- und wirtschaftspolitische Ordnung: Extreme Schuldenstände in den USA mit China als wichtigsten Gläubiger: China kann den USA geldpolitisch enormen Schaden zu fügen, wenn es bereit ist, selbst auch Verluste zu tragen. 2. Innere politische Ordnung: Polarisierung und soziale Ungleichheiten lassen Volkswirtschaften anfällig für Populismus und Extrempositionen werden, selbst in gefestigten Demokratien wie der Bundesrepublik. 3. Internationale geopolitische Ordnung: Das Ende der unipolaren Dominanz der USA zeichnet sich ab, während andere Pole aufsteigen und der globale Machtwettbewerb neu entflammt. 4. Naturereignisse: Klimaveränderungen und Pandemien verstärken Instabilitäten, eine globale Zusammenarbeit wird jedoch durch politische Egoismen erschwert. 5. Technologische Fortschritte: Künstliche Intelligenz und Automation verändern Wertschöpfungsprozesse und Militärstrategien. Rivalitäten in Forschung und Entwicklung verschärfen den Konflikt unter Großmächten zusätzlich. 

Fazit: Willkommen zurück in der Realität

Sind die Dinge tatsächlich so dramatisch, wie es oft dargestellt wird? Berücksichtigen Sie, dass Medien von Krisen profitieren, da schlechte Nachrichten höhere Aufmerksamkeit generieren. Historisch gesehen ist die mediale Krisenrhetorik selbst ein Kontraindikator: Vier aufeinanderfolgende Economist-Titel iim April mit Untergangsszenarien für den US-Dollar und die US-Wirtschaft deuten eher auf ein Stimmungsmaximum in die falsche Richtung hin. Anleger tun gut daran, das große Ganze differenziert zu betrachten und sich von Schwarz-Weiß-Narrativen zu distanzieren. Ein Wandel der Weltordnung braucht Zeit, die in Jahrzehnten oder Jahrhunderten gemessen wird. Selbst Ray Dalio betont, dass historische Machtwechsel typischerweise mehrere Jahrzehnte dauern. Eine Weltordnung, die seit fast einem Jahrhundert Bestand hat, verschwindet nicht innerhalb weniger Monate. Anleger sollten sich zwar auf langfristige Veränderungen einstellen, jedoch Panik oder vorschnelles Handeln vermeiden. Klar ist jedoch: Anleger müssen jetzt wieder genauer hinschauen. Risikomanagement und ein sinnvolles Risikobudget sind wichtiger denn je. Die Zeiten, in denen ein einfacher MSCI-World- oder Nasdaq-ETF alles richten konnte, sind vorbei – willkommen zurück in der Realität. Wer erfolgreich navigieren will, braucht jetzt wieder eine durchdachte Strategie, die geopolitische Risiken und Chancen gleichermaßen berücksichtigt und vor allem auf das eigene Anlegerprofil gepaart mit einem realistischen Anlagehorizont abstimmt. Genau darin sehen wir als Vermögensverwalter und Asset Manager unsere Aufgabe. 

Herzliche Grüße

Ihr Tobias Gabriel
Vorstand der HAC VermögensManagement AG 

HAC-Fonds kaufen Sie über die INFOS AG zu besonders günstigen Konditionen!

  1. Dauerhaft 100% Rabatt auf den Ausgabeaufschlag
  2. Kostenloses Depot ab 20.000 € Depotwert
  3. Keine Transaktionskosten
  4. Sichere Verwahrung bei einer deutschen Depotbank

Kunde werden      Mehr erfahren


Rechtliche Hinweise

Diese Analyse und alle darin aufgezeigten Informationen sind nur zur Verbreitung in den Ländern bestimmt, nach deren Gesetz dies zulässig ist. Diese Analyse wurde nur zu Informationszwecken erstellt und (i) ist weder ein Angebot zum Kauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren oder Bestandteil eines solchen Angebots noch eine Aufforderung zum Kauf oder zur Zeichnung von Finanz-, Geldmarkt- oder Anlageinstrumenten oder Wertpapieren; (ii) ist weder als derartiges Angebot zum Kauf oder zur Zeichnung von Wertpapieren oder als Bestandteil eines solchen Angebots noch als Aufforderung zum Kauf oder zur Zeichnung von Finanz-, Geldmarkt oder Anlageinstrumenten oder Wertpapieren zu verstehen und (iii) ist keine Werbung für ein derartiges Angebot oder eine derartige Aufforderung. Die in dieser Analyse behandelten Anlagemöglichkeiten können für bestimmte Investoren aufgrund ihrer spezifischen Anlageziele, Anlagezeiträume oder ihrer persönlichen finanziellen Verhältnisse nicht geeignet sein. Die hier dargestellten Anlagemöglichkeiten können Preis- und Wertschwankungen unterliegen, und Investoren erhalten gegebenenfalls weniger zurück, als sie investiert haben.
Wechselkursschwankungen können sich negativ auf den Wert der Anlage auswirken. Darüber hinaus lassen die Kurs- oder Wertentwicklungen aus der Vergangenheit nicht ohne weiteres einen Schluss auf die zukünftigen Ergebnisse zu. Insbesondere sind die Risiken, die mit einer Anlage in das in dieser Analyse behandelten Finanz-, Geldmarkt- oder Anlageinstrument oder Wertpapier verbunden sind, nicht vollumfänglich dargestellt. Für die in dieser Analyse enthaltenen Informationen übernehmen wir keine Haftung. Die Analyse ist kein Ersatz für eine persönliche Anlageberatung. Investoren müssen selbst auf Basis der hier dargestellten Chancen und Risiken, ihrer eigenen Anlagestrategie und ihrer finanziellen, rechtlichen und steuerlichen Situation berücksichtigen, ob eine Anlage in die hier dargestellten Finanzinstrumente für sie sinnvoll ist. Da dieses Dokument keine unmittelbare Anlageempfehlung darstellt, sollten dieses Dokument oder Teile dieses Dokuments auch nicht als Grundlage für einen Vertragsabschluss oder das Eingehen einer anderweitigen Verpflichtung gleich welcher Art genutzt werden. Investoren werden aufgefordert, den Anlageberater ihrer Bank für eine individuelle Anlageberatung und weitere individuelle Erklärungen zu kontaktieren. Weder der Chef-Redakteur noch etwaige Gastautoren oder sonstige Personen übernehmen die Haftung für Schäden, die im Zusammenhang mit der Verwendung dieses Dokuments oder seines Inhalts entstehen. Der Pfadfinder-Brief wird Abonnenten über das Internet zur Verfügung gestellt, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie ihre Anlageentscheidungen nicht in unangemessener Weise auf Basis dieser Analyse treffen. In Daten oder Diensten getroffenen Aussagen oder Feststellungen beinhalten keine Zusicherungen oder Garantien über künftige Markt- oder Preisveränderungen. Die darin zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Einschätzungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass alle Autoren sowie etwaige Mitarbeiter (im Folgenden Beteiligte genannt) regelmäßig Geschäfte in Wertpapieren und sonstigen Finanzinstrumenten, auf die in Daten und Diensten Bezug genommen wird, durchführen. Dies tun sie sowohl für eigenen Namen und eigene Rechnung, wie auch im Namen und für Rechnung Dritter. Sofern die Be-teiligten an der Emission von Finanzmarktinstrumenten in den letzten 12 Monaten beteiligt waren, wird darauf an entsprechender Stelle gesondert hingewiesen. Alle Nutzungsrechte an dieser Analyse, den Daten und der Dienste stehen im Eigentum der Autoren und sind kopierrechtlich geschützt. Verstöße gegen das Urheberrecht sowie eine nicht autorisierte Verwendung von Daten und Diensten, insbesondere die nicht genehmigte kommerzielle Verwendung, kann geahndet werden. Eine Reproduktion oder Weiterverarbeitung von Website-Elementen, Analysen, Daten oder Diensten in elektronischer, schriftlicher oder sonstiger Form ist ohne vorherige Zustimmung untersagt. Aus Analysen darf nicht – auch nicht auszugsweise – zitiert werden. Hiervon ausgenommen sind Analysen, Daten und Dienste die über Presseverteiler oder in sonstiger Weise, die auf eine öffentliche Verbreitung zielen, bereitgestellt werden. Diese Analyse darf nicht – ganz oder teilweise und gleich zu welchem Zweck – weiterverteilt, reproduziert oder veröffentlicht werden.