Marktberichte

OVID "GollitsKonkret" Juli 2022

Die neue Unübersichtlichkeit - Leben in der Polykrise

2008 war das Jahr der Großen Finanzkrise. Die Spekulationsblase am US-- Immobilienmarkt war geplatzt, die nach der De-Regulierung des Baufinanzierungsmarktes entstanden war. Es folgte die EU-Schuldenkrise, die Konstruktionsmängel des Euro-Systems offenlegte. Rückblickend war es für die Notenbanken einfach, diese Krisen mit Gelddrucken zu lösen. Damit sind wir beim Unterschied zu dem, was wir derzeit als Poly- also Mehrfach-Krise erleben: Sie spielt sich in der Realwirtschaft ab. Und das kann noch so bleiben.

Das Gestern und das Heute

Eingespielte globale Lieferketten, die unter günstigsten Kosten in gefühlt beliebiger Menge, die Bedürfnisse der Verbraucher bedienten. Eine Welt, in der sich immer mehr Nationen an der westlichen Marktwirtschaft orientierten. Das Ende des Kalten Krieges. All diese Gewissheiten wurden von der Corona-Krise auf die Probe gestellt, um dann durch den Überfall Russlands auf die Ukraine vorm Tisch gefegt zu werden. Mittlerweile wird die Befriedigung elementarer Bedürfnisse, wie Essen oder eine warme Wohnung in Frage gestellt. Der Klimawandel macht keine Pause und wird auch keine Nachsicht haben, sollten aus der Not wieder Kohlekraftwerke ans Netz gehen. Europa aber auch China haben zudem ein Demographie-Problem, das unvermeidbar zu weniger Arbeitskräften und einer Überalterung der Bevölkerung führen wird.

Die Idee des „Wandels durch Handel“, eine Maxime, mit der Deutschland seine Energieversorgung in eine fatale Abhängigkeit von Russland begab, ist am 24. Februar 2022 gestorben. Doch bereits zuvor wurde klar, dass alte Gewissheiten nicht mehr gelten. China gab immer mehr Rätsel auf Nachbauten amerikanischer Flugzeugträger in Chinas Steppe, an denen neue Waffen getestet werden sollten, um die amerikanischen See-Überlegenheit zu brechen.

Eine Politik der „strategischen Autonomie“ mit der sich China in High-Tech-Schlüsselindustrien wie Computer-Chips, Luftfahrt oder Biotechnologie vom Westen abnabeln will. Beides verbunden mit ersten Feldversuchen, chinesische Bürger mit einem Sozialpunktesystem ein Stück weit besser überwachen zu können.

Neue Wege und die Zukunft

Mittlerweile tingeln deutsche Politiker durch die Welt, um unseren Energiebedarf künftig aus neuen Quellen zu sichern. Auch aus „Menschenrechts Oasen“ wie Katar. Zumindest solange, bis die erneuerbaren Energien übernehmen können, deren Ausbau sich aber aufgrund von Rohstoff- und Arbeitskräftemangel verzögern und die Inflation mittelfristig anheizen wird. Bei den Abstimmungen zu US-Resolutionen gegen Russland wurde überdeutlich, wie gespalten die Welt ist, ja eigentlich immer noch war. Nach Anzahl der Länder gab es zwar eine Mehrheit gegen Russland, nicht aber gewichtet nach deren Einwohnern. China und Indien sind unterdessen die
größten Importeure russischen Erdöls geworden.

Im Nahen Osten hat Russlands Stimme an Gewicht gewonnen. Die jüngste Reise des US-Präsidenten Joe Biden nach Riad, der seine Kontakte nach Saudi-Arabien auf ein Minimum beschränkte, spricht hier Bände. Der Kalte Krieg wird wiedergeboren. Mit seinen Stellvertreterkriegen, Embargos und neuen Blockbildungen Garniert mit einer immer noch unberechenbaren Virus-Pandemie und einer Klimakrise, die zur wirtschaftlichen Bedrohung wird. China wird die offene Konfrontation mit dem Westen meiden. Es ist deutlich komfortabler, Russland durch die Hintertür zu fördern.

Eine einfache Lösung der Konflikte ist nicht in Sicht. Ein Sturz Putins erscheint von der Hand zu sein. Die Bildung eines neuen Eisernen Vorhangs, in dem Russland sich mit China gegen den Westen wendet, ist eben so wenig plausibel. Die Fortsetzung des begonnenen Weltwirtschaftskrieges ist die plausibelste Variante. Russland könnte weiter verarmen und sich dabei in vollkommene Abhängigkeit von China begeben. Eine Idee, die sicherlich Peking gefällt.

Fügt man dies alles zusammen, werden sich die 2020 er wie die 1960 er Jahre anfühlen. Konjunkturzyklen drohen ausgeprägter zu werden. Im Schnitt dürfte die Wirtschaft real langsamer wachsen, bei gleichzeitig erhöhter Inflation. Gesellschaftspolitisch spielt das Szenario einem wachsenden Staatseinfluss in die Hände. Investmenttechnisch wachsen immerhin die Chancen, mit einem aktiven Management wieder Mehrwert gegenüber passiven ETF-Anlagen zu schaffen. Immerhin.


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