Trotz der Pause bei den Zöllen der US-Regierung könnten neue Risiken drohen.
Die Trump-Regierung ist unberechenbar. Sollte die derzeitige Zollpause jedoch von Dauer sein, dürften die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft überschaubar bleiben. Daher prognostizieren wir für dieses Jahr weiterhin ein angemessenes globales Wachstum. Es dürfte jedoch nicht allzu lange dauern, bis die Märkte neuen Risiken ausgesetzt werden. Die geopolitische Entwicklung ist weiterhin ungewiss. Und die Versuche, im Laufe des Jahres fiskalische Anreize in den USA zu setzen, könnten sowohl im In- als auch im Ausland zu Marktturbulenzen führen.
Die Aussichten für die USA bleiben solide...
Große Schwankungen im Außenhandel und bei den Lagerbeständen verzerrten das BIP-Wachstum im ersten Quartal. Da die zugrunde liegende Inlandsnachfrage jedoch weitgehend unverändert bleibt, rechnen wir für 2025 mit einem BIP-Wachstum von 1,7 %, das 2026 auf 2,4 % ansteigen wird, da die Trump-Regierung einige fiskalische Anreize setzt. Höhere Zölle dürften die Inflation sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr auf über 3 % treiben und die Fed bis 2025 in der Warteschleife halten. Wir glauben jedoch, dass der nachlassende Inflationsdruck und ein Führungswechsel in der Fed schließlich den Weg für eine Senkung um 50 Bp. auf 4 % im Jahr 2026 ebnen werden.
… die politische Unsicherheit in den USA erhöht jedoch weiterhin die wirtschaftlichen Risiken
Die Risiken für unsere Prognose sind aufgrund der anhaltenden Unsicherheit über die US-Politik nach wie vor ungewöhnlich hoch. Es gibt eindeutig große Aufwärts- und Abwärtsrisiken für unsere Zollannahmen. Wir gehen davon aus, dass jede Erhöhung der US-Gesamtzölle um 10 Prozentpunkte die Inflation um etwa 1 Prozentpunkt anheizt und das BIP um 0,5 Prozentpunkte verringert. Die Dynamik der Staatsanleihen muss ebenfalls beobachtet werden, da jeder Versuch Trumps, einen großen fiskalischen Stimulus zu setzen, zu einem Anstieg der Renditen von Staatsanleihen führen könnte. Das könnte die Binnenkonjunktur beeinträchtigen und den Dominoeffekt auf andere schwache Staatsanleihen, insbesondere in Europa, ausweiten.
Nicht nur schlechte Nachrichten für China
Wir glauben, dass die Auswirkungen der Zölle auf die chinesische Wirtschaft verkraftbar sein werden. Der Exportzyklus dürfte sich weiterhin drehen, was die zugrunde liegende binnenwirtschaftliche Fragilität in naher Zukunft noch verstärken wird. Die Nachrichten sind jedoch nicht nur schlecht, und die Frühindikatoren deuten weiterhin auf eine gewisse zyklische Erholung bis 2026 hin, die von der Fiskalpolitik unterstützt wird. Die Stimulierungsmaßnahmen müssen jedoch ausgeweitet werden, um die Ziele der Regierung zu erreichen, und wir gehen davon aus, dass das BIP-Wachstum näher bei 4% liegen wird.
Ein positiverer Ausblick für die Eurozone zeichnet sich ab...
Die Aussichten für die Wirtschaft in der Eurozone haben sich nach der Ankündigung fiskalischer Anreize in Deutschland deutlich verändert. Die Aktivität könnte in naher Zukunft immer noch schwächeln, wenn die Unsicherheit über den Handel die Aktivität belastet. Zusammen mit besseren Nachrichten über die Inflation bedeutet dies, dass wir nun davon ausgehen, dass die EZB den Einlagenzins auf 2% senken wird. Da die fiskalischen Anreize jedoch zunehmen, gehen wir davon aus, dass sich das BIP-Wachstum von 1 % in diesem Jahr auf 2 % im nächsten Jahr beschleunigen wird.
… während das Wachstum in Großbritannien wahrscheinlich weiter schleppend verläuft
Wir gehen auch davon aus, dass die Bank of England nun eine Zinssenkung mehr vornehmen wird als von uns bisher angenommen, nämlich um 25 Bp. auf 4% im August. Dies ist jedoch zum großen Teil auf niedrigere Energiepreise zurückzuführen, die den Inflationsdruck etwas verringern. Die Ursachen der Angebotsengpässe bedeuten, dass das Wachstum wahrscheinlich verhalten, die Inflation hartnäckig und die Leitzinsen relativ hoch bleiben werden. Der Arbeitsmarkt muss deutlich nachlassen, damit die Zinsen so weit sinken wie vom Markt erwartet.
Vielversprechende Aussichten für binnenorientierte Schwellenländer inmitten globaler Herausforderungen für den Handel
Unter den anderen wichtigen Schwellenländern dürften die binnenwirtschaftlich ausgerichteten Volkswirtschaften nach wie vor relativ gut abschneiden. Indien erfüllt nach wie vor viele Kriterien, und Zinssenkungen dürften das Wachstum ankurbeln. Im Gegensatz dazu ist die restriktive Geldpolitik nach wie vor ein Gegenwind für die Konjunktur in Brasilien. Da aber der Höhepunkt der Inflation in Sicht ist, könnten die Zinsen dort noch vor Jahresende zu sinken beginnen.